Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.997
Prädiktive Risikofaktoren für eine diagnostisch gesicherte DSM-5 Internet Gaming Disorder und Soziale-Netzwerke-Nutzungsstörung im Jugendalter: Die differenzielle Bedeutung von Emotionsregulation, Angst und Peer-Beziehungsproblemen
Hauptsächlicher Artikelinhalt
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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Während die Befundlage über assoziierte Faktoren von Online-Verhaltenssüchten im Querschnitt umfangreich ist, liegen nur sehr wenige Befunde aus Längsschnittstudien vor. Noch seltener werden Diagnosen als Outcomekriterium herangezogen, die mit klinisch-diagnostischen Interviews gesichert wurden.
Fragestellung: Welche transdiagnostischen und störungsspezifischen Risikofaktoren sagen die Entstehung von diagnostizierter Internet Gaming Disorder (IGD) und Soziale-Netzwerke-Nutzungsstörung (SNNS) über 12 Monate vorher?
Methoden
In dieser Studie wurde deshalb eine unbehandelte Hochrisikostichprobe von jugendlichen Mädchen und Jungen (N=215; CIUS >=20, Alter M=15,3 Jahre (SD=1,84); 53,3% weiblich) über 12 Monate hinweg messwiederholt beobachtet. Als primärer Endpunkt wurde ein strukturiertes, klinisch-diagnostisches Interview nach 12 Monaten herangezogen, das sowohl die IGD als auch die SNNS erfasste. Es enthielt zwei separate Abschnitte mit jeweils 107 strukturierten Fragen (214 insgesamt). Die anonymisierten Audioaufnahmen wurden von zwei unabhängigen Personen beurteilt. Eine vollsyndromale IGD oder SNNS wurde definiert durch 5 oder mehr erfüllte DSM-5 Kriterien, eine subsyndromale IGDS oder SNNS durch 3 oder mehr erfüllte Kriterien. In einer bivariaten logistischen Regression wurden der prädiktive Wert verschiedener Emotionsregulationsstrategien und psychopathologischer Auffälligkeiten untersucht und im Anschluss im multivariablen Vergleich die bivariat bedeutsamen Prädiktoren simultan eingeschlossen.
Ergebnisse
Insgesamt entwickelten 7,9% eine vollsyndromale IGD oder SNNS, 30.8% eine subsyndromale CSS oder SNNS. Eine subsyndromale CSS wurde signifikant durch Peerbeziehungsprobleme 12 Monate zuvor vorhergesagt (OR=1.54). Eine subsyndromale SNNS wurde dagegen durch die Emotionsregulationsstrategie „aggressives Verhalten“ (OR=1.16) sowie Prüfungsängste (OR=1.11) 12 Monate zuvor signifikant vorhergesagt.
Diskussion und Schlussfolgerung
Diskussion: Die Ergebnisse geben Hinweise auf eine differenzielle Pathogenese und störungsspezifischen Prädiktoren für die IGD (vorhergesagt durch Peerbeziehungsprobleme) und die SNNS (vorhergesagt durch Emotionsregulationsprobleme und Ängste).
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Dietmar Hopp Stiftung