Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.994

Psychosoziale Versorgung von Patient:innen mit transplantationsbedürftiger äthyltoxischer Leberzirrhose – Leitlinien-Update, Versorgungsstrukturen und -Barrieren (S36)

Eine qualitative Erhebung der suchtmedizinischen Versorgungsstrukturen an LTx-Zentren

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Annette Binder (Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen), Julia Fenchel (Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen), Immanuel Lang (Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen), Anil Batra (Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Lebertransplantationen (LTx) werden in Deutschland an 22 spezialisierten Zentren durchgeführt. Bei Patient:innen mit alkoholinduzierter Lebererkrankung wird der erforderliche Abstinenznachweis und die psychosoziale Evaluation vor Listung an den Zentren durchgeführt. Diese explorative Untersuchung zielt darauf ab, Unterschiede und Barrieren bezüglich der suchtmedizinischen Versorgungsstrukturen der LTx-Zentren zu erfassen.


Methoden
Es wurden semi-strukturierte Interviews mit 11 Behandler:innen aus 10 LTx-Zentren geführt und inhaltsanalytisch ausgewertet.


Ergebnisse
Es wurde deutlich, dass die Durchführung des Abstinenznachweises an den Zentren unterschiedlich umgesetzt wird. Während manche Zentren zu vorher festgelegten Terminen Ethylglucuronid (EtG) im Urin bestimmen, nutzen andere Zenten kurzfristige Einbestellungen, um ebenfalls EtG im Urin zu bestimmen. Haaranalysen wurden an manchen Zentren regelhaft eingesetzt, während Behandler:innen an anderen Zentren angaben, dass der Einsatz kritisch gesehen wird, da falsch positive Werte eine Listung gefährden könnten. Zudem zeigte sich, dass große Unterschiede in den Unterstützungs- und Therapieangeboten an den einzelnen Zentren bestehen. Das Spektrum reicht von ausschließlichem Informieren über die Notwendigkeit der Einhaltung der Abstinenz über Beratung bis hin zu intensiven Therapieangeboten.


Diskussion und Schlussfolgerung
Die Unterschiede in den Versorgungsstrukturen führen zu Unterschieden in der Qualität der Behandlung, aber auch zu Unterschieden in der Chance auf eine Listung für einzelne Personen. Dies ist auf die gewachsenen Strukturen, aber auch auf die wenig konkrete Ausgestaltung der Vorgaben z.B. zum Abstinenznachweis zurückzuführen.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: Eigenmittel der Sektion Suchtmedizin und Suchtforschung

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Binder, A., Fenchel, J., Lang, I., & Batra, A. (2023). Eine qualitative Erhebung der suchtmedizinischen Versorgungsstrukturen an LTx-Zentren. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.994