Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.984
Borderline- und Traumafolgestörungen bei Menschen mit Substanzkonsumstörungen
Hauptsächlicher Artikelinhalt
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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Substanzkonsumstörungen (SUD), posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) und Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) sind weit verbreitete Erkrankungen, die erhebliche funktionelle Beeinträchtigungen verursachen und häufig gemeinsam auftreten. Studien haben gezeigt, dass die Prävalenz von Trauma, PTBS und BPS bei Menschen mit einer SUD höher ist als in der Allgemeinbevölkerung. Im Rahmen dieses Vortrags sollen Daten einer Metaanalyse zur Prävalenzmessung von Traumata, PTBS und BPS bei Menschen mit einer SUD vorgestellt werden. Darüber hinaus möchten wir einen Beitrag zum Verständnis des komplexen Zusammenhangs zwischen diesen Komorbiditäten leisten.
Methoden
Die Durchführung der Meta-Analyse orientierte sich an der PRISMA Leitlinie. Die Literaturrecherche erfolgte in den Datenbanken PUBMED und Web of Science® sowie in Bibliographien relevanter Publikationen. Zwischen 1965-2023 publizierte Artikel fanden Berücksichtigung. Folgende Variablen wurden extrahiert: Stichprobengröße, Geschlechterverteilung, Alter, Prävalenz von PTSD, BPS und Traumaarten sowie Substanzklasse. Als statistisches Verfahren wurde ein Random Effects-Modell mit inverser Varianzgewichtung gewählt, und die Varianz zwischen den Studien wurde mit dem Simonian-Laird-Schätzer berechnet. Die Heterogenität wurde mit Q- und I2-Statistiken und Publikationsbias wurde mit Trichterdiagrammen sowie Egger-Test bewertet.
Ergebnisse
Im Rahmen der Literaturrecherche wurden insgesamt 2589 Artikel gesichtet, von denen unter Verwendung definierter Ein- und Ausschlusskriterien ca. 3% in die Meta-Analyse aufgenommen wurden. Vorläufige Analysen ergeben, dass der Großteil von Menschen mit SUD mindestens eine traumatische Erfahrung gemacht hat. Die Prävalenz von PTBS und BPS ist ebenfalls hoch im Vergleich zu Prävalenzangaben in der Allgemeinbevölkerung, wobei sich teilweise Unterschiede der Prävalenzen in Bezug auf verschiedene Substanzgruppen finden.
Diskussion und Schlussfolgerung
Die hier vorgestellte Studie stellt die Ergebnisse der unseres Wissens derzeit umfassendsten Meta-Analyse zur Prävalenz von traumatischen Lebensereignissen, PTBS und BPS zusammen und belegt die hohe Prävalenz dieser bei Menschen mit einer Substanzkonsumstörung. Eine Sensibilisierung für die hohe Rate an Komorbiditäten, gefolgt von einer konsequenten Erfassung und Mitbehandlung von Traumata und daraus resultierenden Komorbiditäten bei Substanzkonsumstörungen könnte zu einer Optimierung der Versorgung dieses besonders vulnerablen Patientenkollektivs führen.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.