Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.979

Innovative Interventionen (S32)

Neue Klient*innen durch neue Wege?! - Erste Ergebnisse aus der Suchtforschung zum Modellprojekt SEMRES

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Knut Tielking (Hochschule Emden/Leer, Emden), Frank Bela Schädlich (Hochschule Emden/Leer, Emden), Lea Jürgens (Hochschule Emden/Leer, Emden)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
In Deutschland gibt es Probleme, Menschen mit Abhängigkeitserkrankung zu erreichen. Dies drückt sich in stetig steigenden Zahlen von Menschen mit Suchterkrankungen und sinkenden Zahlen bei Beantragung von Rehabilitationsangeboten aus. Das Problem ist, je später Menschen mit bspw. einer Alkoholabhängigkeitserkrankung erreicht werden, desto höher ist das Risiko für eine Chronifizierung der Erkrankung.
Um diesem Umstand entgegenzuwirken, hat die DRV OLB/HB das SEMRES-Projekt etabliert, in dem versucht wird, durch gezielte Innovationen Klient*innen früher zu erreichen und in passende Hilfeeinrichtungen zu vermitteln. Dafür werden u.a. Reha-Lots*innen, die zur Koordination, Information und Motivation der Klient*innen dienen sowie ein Sucht-Reha-Kompass als zweitägiges Assessment für Betroffene eingesetzt.
Das Team der Hochschule Emden-Leer als evaluierende Instanz untersucht dabei, ob es durch diese Innovationen gelingt, Klient*innen früher zu erreichen und erfolgreich in Präventions- oder Rehabilitationsangebote zu lotsen.


Methoden
Die Evaluation wird als eine Mixed-Methods-Analyse gestaltet und umfasst sowohl qualitative als auch quantitative Teile. Die quantitativen Daten werden zu drei Zeitpunkten für Kontroll- und Interventionsgruppe erhoben. Anfänglich werden deskriptive Auswertungen vorgenommen, während im späteren Verlauf multivariate Analysen getätigt werden. Die qualitativen Daten werden mit Hilfe von Expert*inneninterviews und Fokusgruppeninterviews erhoben.


Ergebnisse
Erste Analyseergebnisse der Evaluation zur Halbzeit des Projektes weisen darauf hin, dass das primäre Ziel der früheren Erfassung gelingen kann. Die von dem Projekt erreichte Gruppe (N=74) ist um 4,5 Jahre jünger als bspw. herrkömmliche Alkohol-Rehabilitant*innen. Außerdem zeigt sich, dass die Gruppencharakteristika der Interventionsgruppe (34% weiblich, 66% männlich) sich in Bezug auf die herkömmliche Geschlechterverteilung (20% weiblich, 80% männlich) der Sucht-Reha-Daten deutlich unterscheiden.


Diskussion und Schlussfolgerung
Die ersten Ergebnisse zeigen, dass durch die Innovationen im Suchthilfesystem (SRK/Rehalots*innen) die Zielgruppe deutlich früher erreicht wird und dass mehr weibliche Personen im Vergleich zu herkömmlichen Sucht-Reha-Daten erreicht werden könnten. Da die Stichprobengröße mit N=74 z.Z. noch gering ist, bieten die ersten Ergebnisse Trends, die im Kontext der Innovationen des Modellprojektes SEMRES diskutiert werden können.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: Bundesprogramm rehapro

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Tielking, K., Schädlich, F. B., & Jürgens, L. (2023). Neue Klient*innen durch neue Wege?! - Erste Ergebnisse aus der Suchtforschung zum Modellprojekt SEMRES. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.979