Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.969

Make it happen - make it work: Implementierungsstrategien zur systematischen Behandlung des Tabakkonsums in Gesundheitseinrichtungen (S30)

„rauchfrei plus“ und „rauchfrei ticket“: Wie kann eine Behandlung des Tabakkonsums nachhaltig und erfolgreich implementiert werden?

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Christa Rustler (Deutsches Netz Rauchfreier Krankenhäuser & Gesundheitseinrichtungen (DNRfK e. V.), Berlin), Jennifer Sauerwald (Deutsches Netz Rauchfreier Krankenhäuser & Gesundheitseinrichtungen (DNRfK e. V.), Berlin), Ronja Kuder (Deutsches Netz Rauchfreier Krankenhäuser & Gesundheitseinrichtungen (DNRfK e. V.), Berlin), Peter Lindinger (Wissenschaftlicher Aktionskreis Tabakentwöhnung (WAT) e. V., Tübingen)

Abstract

Hintergrund
Der Raucheranteil ist in Deutschland mit einer Prävalenz von 35,5 % deutlich angestiegen und nur ca. 8 % unternehmen einen Rauchstoppversuch (DEBRA, 2022). Bei der Reduzierung des Tabakkonsums spielen Gesundheitseinrichtungen eine bedeutsame Rolle. Eine leitliniengerechte Versorgung von Rauchenden ist bisher unzureichend und vom individuellen Engagement in Gesundheitseinrichtungen abhängig. Gründe dafür sind nicht ausreichende Finanzierung, Zeit und Qualifizierungsmangel sowie fehlende Implementierungsstrategien, um Interventionen systematisch und erfolgreich zu etablieren.


Erläuterung des Versorgungsprojektes
Eine Verbesserung der Implementierung von evidenzbasierten Maßnahmen zur Behandlung von Rauchenden in Settings des Gesundheitswesens ist dringend erforderlich. Das Angebot der kostenfreien Rauchstoppberatung am Telefon, als wirksames, niedrigschwelliges Angebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) steht als „rauchfreiticket“ zur Verfügung, wird jedoch kaum genutzt. Die leitliniengerechte Intervention mit Empfehlung zum Rauchstopp und Angebot der kostenfreien Rauchstoppberatung erfordert nur wenige Minuten. Die Beratung wird dann qualitätsgesichert durch die BZgA-Telefonberatung übernommen. Für die Implementierung von Tabakentwöhnung in Akut- und Rehakliniken steht ein getestetes Instrument internationaler Qualitätsstandards zur Verfügung (DNRfK). Die Förderung der BZgA ermöglicht seit 2020 die systematische Implementierung des „rauchfrei tickets“, zunächst in Akutund Rehakliniken und seit 2022 in haus- und fachärztlichen Praxen sowie Schwangerschaftsberatungsstellen..


Erfahrungen/Erwartungen
In den ersten drei Jahren der Durchführung (2020-2022) haben 69 Kliniken, bzw. Fachabteilungen und Beratungsstellen an der Implementierung teilgenommen und in 53 Einrichtungen wurde das Programm umgesetzt. Davon wurden neun Kliniken nach internationalen Qualitätsstandards als „rauchfrei plus Gesundheitseinrichtung für Beratung und Tabakentwöhnung“ zertifiziert. Es wurden mehr als 150 Multiplikator:innen zur Koordinierung der Umsetzung geschult und mehr als ca. 6.000 Patient:innen in die Rauchstoppberatung überwiesen.


Diskussion und Schlussfolgerung
Wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Implementierung sind strategische Entscheidungen in den Einrichtungen, um die entsprechenden Rahmenbedingungen und Behandlungsprozesse zu sichern. Regelmäßiges Feedback und Erfahrungsaustausch zu guter Praxis unterstützen die Nachhaltigkeit. Die Koppelung von Tabakentwöhnungsmaßnahmen an die Leistungsvergütung scheint erfolgreich zu sein (Mullen et al., 2013). Qualitätsverträge zur stationären Tabakentwöhnung werden zukünftig möglich sein.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Während der letzten 3 Jahre bestanden folgende wirtschaftlichen Vorteile oder persönliche Verbindungen, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten: Die Autor:innen erhalten Honorare oder Fördermittel von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) für die Implementierung des „rauchfrei ticket“.


Erklärung zur Finanzierung: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Rustler, C., Sauerwald, J., Kuder, R., & Lindinger, P. (2023). „rauchfrei plus“ und „rauchfrei ticket“: Wie kann eine Behandlung des Tabakkonsums nachhaltig und erfolgreich implementiert werden?. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.969