Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.959

Fetale Alkoholspektrumstörungen (FASD) im Erwachsenenalter (S27)

Substanzkonsum und psychische Gesundheit beim Erwachsenen mit fetaler Alkoholspektrumstörung (FASD)

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Henrike Schecke (LVR-Universitätsklinik Essen, Essen), Rosa Stoll-Siraj (LVR-Universitätsklinik Essen, Essen), Joline Krebs (LVR-Universitätsklinik Essen, Essen), Norbert Scherbaum (LVR-Universitätsklinik Essen, Essen)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Fetale Alkoholspektrumstörungen (FASD) sind eine Gruppe von Entwicklungsstörungen, die in Folge intrauteriner Alkoholexposition entstehen können. FASD geht mit verschiedenen neurokognitiven Einschränkungen und Defiziten im alltäglichen Funktionsniveau einher. Der bisherige Forschungsstand legt zudem nah, dass die Prävalenz von Substanzkonsum, substanzbezogenen Störungen und komorbiden psychischen Störungen bei FASD-Patient*innen erhöht ist. Die Studie beschreibt Erwachsene, die mit FASD leben, im Hinblick auf komorbide psychische Störungen, Substanzkonsum und Suizidversuche.


Methoden
Erwachsene Patient*innen, die sich zur Diagnostik von FASD in einer spezialisierten Sprechstunde vorstellten, wurden unter anderem mit dem „Diagnostischen Interview psychischer Störungen“ (DIPS-OA) hinsichtlich komorbider psychischer Störungen und mit Auszügen des “European Addiction Severity Index (EUROP-ASI-R)” hinsichtlich des Substanzkonsums untersucht. Zudem wurden Suizidgedanken und –versuche in der Anamnese erfragt.


Ergebnisse
160 Patient*innen mit FASD wurden eingeschlossen (Alter M= 27, männlich: 52,5, weiblich 47,5). 12-Monatsprävalenzen: 59,4 % Alkohol, 24,4 % Cannabis, 8,8 % Amphetamine und 3,1 % Kokain. Bei 4,8 % wurde eine substanzbezogene Störung diagnostiziert, 40 % erfüllten die diagnostischen Kriterien für eine Intelligenzminderung. Die Kriterien einer depressiven Episode erfüllten über die Lebensszeit 19,8 %, 7,1 % für eine Angststörung, 7,1 % für eine PTBS, und jeweils 2,4 % für ADHS und Persönlichkeitsstörungen. Ein Drittel der Personen berichtete mindestens einen Suizidversuch in der Vorgeschichte.


Diskussion und Schlussfolgerung
Im Vergleich zur deutschen Allgemeinbevölkerung in der gleichen Alterspanne ist der Alkoholkonsum der FASD-Patient*innen vergleichbar ausgeprägt, Cannabis und Stimulanzien wurden häufiger konsumiert. Komorbide psychische Störungen sind im Vergleich zu früheren Studien seltener. Erwachsene mit FASD sind eine vulnerable Gruppe für Suizidversuche, was in der Therapie und Betreuung berücksichtigt werden sollte.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Schecke, H., Stoll-Siraj, R., Krebs, J., & Scherbaum, N. (2023). Substanzkonsum und psychische Gesundheit beim Erwachsenen mit fetaler Alkoholspektrumstörung (FASD). Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.959