Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.951

Diagnostische Ansätze bei Internetnutzungsstörungen: Neue Entwicklungen (S25)

Instrumente zur Erfassung der Computerspielstörung bei Kindern und Adoleszenten – Eine systematische Überprüfung psychometrischer Eigenschaften

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Samantha Schlossarek (Universität zu Lübeck, Lübeck), Anja Bischof (Universität zu Lübeck, Lübeck), Gallus Bischof (Universität zu Lübeck, Lübeck), Dominique Brandt (Universität zu Lübeck, Lübeck), Hannah Schmidt (Universität zu Lübeck, Lübeck), Hans-Jürgen Rumpf (Universität zu Lübeck, Lübeck)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Die Computerspielstörung wurde von der Weltgesundheitsorganisation als eigenständige Diagnose im Bereich der Verhaltenssüchte in die ICD-11 aufgenommen. Valide Diagnostiktools sind insbesondere in der vulnerablen Gruppe der Kinder und Adoleszenten essenziell. Hierzu wurde bereits eine Vielzahl an diagnostischen Verfahren entwickelt und validiert, jedoch fehlte bislang eine systematische Überprüfung, welche Instrumente bei jüngeren Altersgruppen stabile psychometrische Kriterien aufweisen.


Methoden
Mithilfe einer systematischen Literaturrecherche in fünf Datenbanken (PsycInfo, PubMed, Web of Science, Scopus, PsycArticles) wurden unter Berücksichtigung der PRISMA-Kriterien diagnostische Verfahren zur Erhebung der Computerspielstörung bei Kindern und Adoleszenten identifiziert und psychometrisch untersucht. Auf Basis dieser Kennwerte sowie weiterer Beurteilungskriterien wurden anschließend Empfehlungen für besonders gut validierte Instrumente abgeleitet. Die finale Recherche erfolgte am 25.04.2023.


Ergebnisse
Insgesamt wurden 2.254 Literaturstellen identifiziert. Der schrittweise Selektionsprozess mittels Titel-/Abstractscreening und anschließender Volltextanalyse mündete in einem finalen Einschluss von 36 Studien, die insgesamt 27 Instrumente zur Erfassung der Computerspielstörung validierten. Darunter sind als Fremdrating-Verfahren mit der GADIS-P (Gaming Disorder Scale for Parents), PIGDS (Parental Internet Gaming Disorder Scale) und GAIT-P (Gaming Addiction Identification Test – Parental Version) drei parentale Instrumente sowie zwei Interview-Verfahren IGDI (Internet Gaming Disorder Interview) und SCI-IGD (Structured Clinical Interview for Internet Gaming Disorder) zu nennen.


Diskussion und Schlussfolgerung
Für die Internet Gaming Disorder Scale – Short Form (IGDS9-SF) lag aufgrund der Validierungshäufigkeit die größte Evidenzbasis vor. Unter Berücksichtigung aller Kriterien können neben der IGDS9-SF die Instrumente GADIS-A (Gaming Disorder Scale for Adolescents), IGD Scale (Internet Gaming Disorder Scale), IGDS (Internet Gaming Disorder Scale) und IGUESS (Internet Game Use-Elicited Symptom Screen) empfohlen werden. Keines der validierten Instrumente erwies sich als eindeutig überlegen, da Stärken in einem Bereich durch Schwächen in anderen Bereichen nivelliert werden. Insgesamt ist durchweg eine nur moderate Qualität der inkludierten Studien zu verzeichnen. Wünschenswert wäre neben einer einheitlichen, standardisierten Diagnostik ein stärkerer Fokus auf klinische Stichproben, external validierte Cut-Off-Werte sowie auf der funktionalen Beeinträchtigung.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: BMG

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Schlossarek, S., Bischof, A., Bischof, G., Brandt, D., Schmidt, H., & Rumpf, H.-J. (2023). Instrumente zur Erfassung der Computerspielstörung bei Kindern und Adoleszenten – Eine systematische Überprüfung psychometrischer Eigenschaften. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.951