Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.941
Individualisierte E-Health-Interventionen für Patienten mit problematischem Alkoholkonsum und depressiver Symptomatik in der primärmedizinischen Versorgung: Ergebnisse einer randomisierten kontrollierten Proof-of-Concept-Studie
Hauptsächlicher Artikelinhalt
Copyright (c) 2023 Infinite Science Publishing
Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.
Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Depressive Symptome und Alkoholkonsum treten häufig gemeinsam auf und beeinflussen sich wechselseitig. Bisher wurden depressive Symptome nicht ausreichend bei Interventionen zur Reduktion von Alkoholkonsum berücksichtigt. Im Rahmen des Forschungskonsortiums AERIAL (BMBF: 01EE1406F; 01EE1406E; 01EE1406H) untersucht diese Studie die potenzielle Wirksamkeit einer neu entwickelten E-Health-Intervention, die sowohl Alkoholkonsum als auch depressive Symptome adressiert.
Methoden
Konsekutive Patient*innen in Allgemeinarztpraxen und Krankenhäusern wurden systematisch durch Studienassistent*innen gescreent. Patient*innen mit problematischem Alkoholkonsum und mindestens einer subsyndromalen depressiven Episode im vergangenen Jahr waren für die Studie geeignet. Insgesamt 132 Patient*innen willigten zur Studienteilnahme ein und wurden randomisiert (Teilnahmerate 51%, Durchschnittsalter 33 Jahre, 56% Frauen). Die Interventionsgruppe erhielt über einen Zeitraum von 6 Monaten sechs individualisierte Feedback-Briefe und wöchentliche automatisierte Textnachrichten. Die Kontrollgruppe erhielt keine über die Routinebehandlung hinausgehende Intervention. Der primäre Endpunkt der Studie war die Veränderung eines latenten Kompositmaßes von Baseline zu 6, 12, und 24 Monaten. Das Kompositmaß umfasste neben der Schwere des Alkoholkonsums (AUDIT-C) auch das Ausmaß an depressiven Symptomen (zwei Subskalen des PHQ-8). Das latente Veränderungsmodell wurde für Bildung, Rekrutierungssetting und Baseline-Ausprägung des Kompositmaßes adjustiert.
Ergebnisse
Interaktionsanalysen ergaben, dass das Vorliegen einer Majoren Depression zu Baseline (PHQ-8 >10) den Effekt der Intervention moderierte. Für Patient*innen der Interventionsgruppe ohne Majore Depression reduzierte sich nach 6 Monaten das Kompositmaß signifikant im Vergleich zur Kontrollgruppe (? = -0,76, p = 0,01), während sich beim Vorliegen einer Majoren Depression keine Gruppenunterschiede zeigten (? = 0,05, p = 0,91). Für die Gesamtstichprobe ergaben sich im Hinblick auf das Kompositmaß keine signifikanten Gruppenunterschiede nach 6 (? = -0,41, p = 0,08), 12 (? = -0,22, p = 0,36) oder 24 Monaten (? = -0,04, p = 0,88).
Diskussion und Schlussfolgerung
Bei proaktiv rekrutierten Patient*innen mit geringerer depressiver Problemschwere führte die entwickelte Intervention kurzfristig zur Reduktion eines Kompositmaßes, das sowohl Alkoholkonsum als auch depressive Symptome umfasst.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: BMBF (Förderkennzeichen: 01EE1406F; 01EE1406E; 01EE1406)