Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.928

Legalisierung von Cannabis – Evidenz und Herausforderungen (S19)

Auswirkungen der Cannabislegalisierung in Kanada, den USA und Uruguay auf Jugend- und Gesundheitsschutz sowie auf die Rolle des illegalen Marktes

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Moritz Rosenkranz (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg), Jakob Manthey (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg), Britta Jacobsen (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg), Jens Kalke (Institut für Interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD), Hamburg), Uwe Verthein (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
In Uruguay, einigen US-Bundesstaaten und in Kanada existieren nun seit teilweise mehr als zehn Jahren legale Cannabismärkte. Im Zuge der Vorbereitung der geplanten Legalisierung von Cannabis zum Freizeitgebrauch in Deutschland besteht ein großes Interesse an den Erfahrungen, die diese Länder mit der Legalisierung von Cannabis gemacht haben. Insbesondere soll beleuchtet werden, welche Auswirkungen auf den Jugend- und Gesundheitsschutz sowie auf die Entwicklung des illegalen Marktes in empirischen Studien festgestellt wurden.


Methoden
Um einen Überblick über die internationale Evidenz zu möglichen Folgen einer Legalisierung zu erhalten, wurden im Frühjahr 2023 relevante Publikationen ab dem Jahr 2012 (Etablierung des ersten legalen Marktes) im Rahmen eines systematischen Literaturreviews identifiziert. Von den anfänglichen n= 12.707 Treffern wurden n=278 Studien einem Volltextscreening unterzogen und n=164 final in das Review eingeschlossen.


Ergebnisse
Der bereits vor der Legalisierung bestehende Trend einer generellen Zunahme des Cannabiskonsums setzt sich auch nach der Legalisierung fort. Zudem wurde eine geringe Zunahme von Notaufnahmen aufgrund cannabisbezogener Probleme sowie ein leichter Anstieg von Verkehrsunfällen in Regionen mit legalen Cannabismärkten beobachtet. Jugendliche berichten von einer gestiegenen subjektiven Verfügbarkeit von Cannabis in Folge der Legalisierung, zudem wurde ein leichter Anstieg der Konsumprävalenzen und damit zusammenhängend auch der Nachfrage nach Hilfeangeboten beobachtet. Cannabisbezogene Vergiftungen waren nur dort angestiegen, wo für Jugendliche attraktive, cannabishaltige Esswaren („edibles“) erlaubt wurden. Der illegale Markt wurde am stärksten dort verdrängt, wo der Zugang zu legalem Cannabis besonders einfach und die Preise vergleichsweise niedrig waren.


Diskussion und Schlussfolgerung
Aspekte des Gesundheitsschutzes dürften sich in Folge einer Legalisierung nur leicht verändern. Zwar setzte sich der Trend eines Anstiegs der Konsumprävalenzen fort, ein Anstieg von Psychosen konnte jedoch nicht festgestellt werden. Der erwartete längerfristige Anstieg der Prävalenzen sowie unbeabsichtigte Cannabisvergiftungen könnten durch einen vergleichsweise streng regulierten Markt begrenzt werden. Dies steht allerdings mit dem zusätzlichen Ziel der Legalisierung - einer schnellen Verdrängung des Schwarzmarktes - in Konflikt.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: BMG (Förderkennzeichen: 2522 DSM 211)

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Rosenkranz, M., Manthey, J., Jacobsen, B. ., Kalke, J., & Verthein, U. (2023). Auswirkungen der Cannabislegalisierung in Kanada, den USA und Uruguay auf Jugend- und Gesundheitsschutz sowie auf die Rolle des illegalen Marktes. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.928