Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.927

Legalisierung von Cannabis – Evidenz und Herausforderungen (S19)

Handlungsempfehlungen zur Ausgestaltung einer Legalisierung von Cannabis zum Freizeitgebrauch

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Jakob Manthey (Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg), Britta Jacobsen (Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg), Moritz Rosenkranz (Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg), Uwe Verthein (Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg), Jens Kalke (Institut für Interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD), Hamburg)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Die Bundesregierung plant, Cannabis zum Freizeitgebrauch in Deutschland langfristig zu legalisieren. Im April 2023 veröffentlichte sie ihr überarbeitetes Eckpunktepapier, das zunächst Cannabis-Clubs und in einem zweiten Schritt Modellversuche vorsieht. Um das gesundheitspolitische Regulierungspotential zu erfassen, wurden wissenschaftlich-empirische Erkenntnisse zu unterschiedlichen Abgabemodalitäten und -bedingungen zusammengetragen. Zwei Fragestellungen wurden formuliert: 1. Wie wurden die verschiedenen Abgabemodalitäten akzeptiert und bewertet, und welche Effekte hatten sie auf das Wissen und die Einstellung (Wahrnehmung) der jeweiligen Zielgruppen? 2. Welche Effekte zeigten sich bzgl. des Konsums, das Risikoverhalten und andere gesundheitliche Parameter.


Methoden
Es wurde eine systematische Literaturanalyse für den Zeitraum 2012 bis Mitte 2022 durchgeführt. Die Suche ergab 12.249 Treffer; nach Duplikate-Entfernung verblieben 6.254. Bei 142 Studien erfolgte ein Voll-Text-Screening, wonach 73 Studien inkludiert wurden.


Ergebnisse
Für die folgenden zwölf Bereiche können Studien zusammenfassend dargestellt werden: Öffentliche Kampagnen/Aufklärung, schulische Prävention, Werbung, Abgabestellen, Personalschulungen, Produktauswahl, Produktdesign (Verpackung, Labeling, Warnhinweise), Altersgrenze, Verfügbarkeit, Preis, Eigenanbau sowie THC-Grenzwerte im Straßenverkehr. Aufgrund mangelnder empirischer Erkenntnisse können nicht zu allen Bereichen Empfehlungen abgeleitet werden.


Diskussion und Schlussfolgerung
Die Handlungsempfehlungen zu den unterschiedlichen Abgabemodalitäten und begleitenden Maßnahmen der Cannabis-Legalisierung werden diskutiert. Verhaltenspräventive Maßnahmen sollten möglichst zielgruppengerecht gestaltet und an die geltenden Gesetze und Regelungen angepasst werden. Abgabestellen müssten räumlich begrenzt sein (auch hinsichtlich ihrer Kommerzialisierung), ggf. auch unter Realisierung von Cannabis-Social-Clubs. Das Produktdesign sollte zurückhaltend gestaltet sein und nicht beworben werden. Die untere Altersgrenze sollte zwischen 18 und 21 Jahren liegen und durch Testkäufe überprüft werden. Personalschulungen als flankierende Maßnahme erscheinen sinnvoll.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: BMG (Förderkennzeichen: 2522 DSM 211)

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Manthey, J., Jacobsen, B., Rosenkranz, M., Verthein, U., & Kalke, J. (2023). Handlungsempfehlungen zur Ausgestaltung einer Legalisierung von Cannabis zum Freizeitgebrauch. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.927