Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.920

Diversitätsassoziierte Einstellungen und Stigmatisierung in verschiedenen Versorgungsstrukturen der Suchthilfe (S17)

Von der Gesellschaft zum Individuum – was bedingt individuell empfundene Stigmatisierung und welchen Einfluss hat die empfundene Stigmatisierung auf das Behandlungsergebnis?

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Mathias Luderer (Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Goethe-Universität Frankfurt, Frankfurt am Main)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Personen mit Abhängigkeitserkrankungen erleben häufig Stigmatisierung und internalisieren dieses häufig. Derartig internalisierte Stigmatisierung ist assoziiert mit einer reduzierten Inanspruchnahme von Hilfen und wird auch Selbststigmatisierung genannt. Selbststigmatisierung von Betroffenen kann von biographisch belastenden Lebensereignissen wie z.B. Traumatisierung oder sozialer Ausgrenzung aufgrund von expansivem Verhalten verstärkt werden, im Sinner intersektionaler Selbstabwertung sowie neurobiologischen Prozessen. Ob die erlebte Fremdstigmatisierung oder Selbststigmatisierung in Bezug auf die Abhängigkeitserkrankung die Effektivität einer suchtspezifischen stationären Behandlung beeinflusst, ist bislang nicht umfassend untersucht worden.
Die vorliegende Studie untersucht daher, ob bestimmte Gruppen von Personen mit Abhängigkeitserkrankungen stärker von Stigmatisierungserleben betroffen sind.


Methoden
Patient*innen mit Abhängigkeitserkrankung in stationärer suchtmedizinischer Akutbehandlung an der Uniklinik Frankfurt werden konsekutiv eingeschlossen. Das Stigmatisierungserleben durch andere sowie die Selbststigmatisierung werden durch Fragebögen erfasst.
Nach Abschluss der stationären Behandlung findet eine Nachbeobachtung über 2 Monate statt, um Konsummenge, Lebensqualität und Behandlungsadhärenz während der ambulanten Behandlung zu erfassen.


Ergebnisse
Im Vortrag sollen die Ergebnisse der ersten 150 Patient*innen präsentiert werden. Dabei sollen auch Subgruppen mit besonders erhöhtem Stigmatisierungserleben beschrieben werden.


Diskussion und Schlussfolgerung
Aversive Kindheitserfahrungen können die Interpretation von sozialen Interaktionen beeinflussen. Ob dies zu einem erhöhten Stigmatisierungserleben führt bzw. ob bestimmte Gruppen stärker von Stigmatisierungserleben betroffen sind, muss gezeigt werden. Falls erhöhtes Stigmatisierungserleben auch mit schlechteren Behandlungserfolgen assoziiert ist, könnten in einer Folgestudie spezifische psychotherapeutische Interventionen zur individuellen Reduktion von Stigmatisierungserleben überprüft werden.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Während der letzten 3 Jahre bestanden folgende wirtschaftlichen Vorteile oder persönliche Verbindungen, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten: ML erhielt Honorare für die Teilnahme an advisory boards und Vorträgen von Takeda, Medice; Honorare für Teilnahme an advisory boards von Recordati; Elsevier; Honorar als Autor von Thieme.


Erklärung zur Finanzierung: Intramurale Mittel

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Luderer, M. (2023). Von der Gesellschaft zum Individuum – was bedingt individuell empfundene Stigmatisierung und welchen Einfluss hat die empfundene Stigmatisierung auf das Behandlungsergebnis?. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.920