Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.907
Entwicklung von neurobiologischen Verhaltensprofilen und Modellen für adaptive Stressreaktionen und Resilienz bei Patienten mit AUD
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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Psychosozialer und körperlicher Stress kann bei Personen mit AUD das Verlangen nach Alkohol und den anschließenden Alkoholkonsum auslösen. In unserem experimentellen Forschungsvorhaben verfolgen wir drei Ziele: 1. Differenzierung der physiologischen und psychologischen Markerprofile von psychosozialem Stress und körperlicher Betätigung. 2. Identifizierung der neurobiologischen Grundlagen der Auswirkungen psychosozialer und körperlicher Stressoren auf den Verlust bzw. die Wiedererlangung der Kontrolle über den Alkoholkonsum. 3. Identifizierung stressbezogener physiologischer und psychologischer Marker und Stressreaktionen unter real-life Bedingungen bei AUD als Prädiktoren für Alkohol-Craving und des anschließenden Alkoholkonsums während einer 12-monatigen ambulanten Nachbeobachtung.
Methoden
Real-life Erfassung von Stressreaktivität, engmaschige Kortisolmessungen, und neuronale Reizreaktivität mit fMRI.
Ergebnisse
Wir konnten zeigen, dass eine kombinierte experimentelle Stress- und Alkoholreiz-Exposition signifikant zusammenwirkt und zu einem erhöhten Stressempfinden, Kortisolspiegeln, Alkoholsucht und einer neuronalen Reizreaktivität bei Personen mit AUD führt, was mit einem höheren Alkoholkonsum während der ambulanten Nachbeobachtungsphase verbunden war. Wir fanden jedoch auch heraus, dass etwa ein Drittel der Personen, die Stress ausgesetzt waren, über ein erhöhtes Stressniveau berichteten, ohne dass sich das Alkoholverlangen verschlimmerte, was auf eine anpassungsfähige Stressbewältigung als eine Facette der Stressresilienz bei diesen Personen hindeuten könnte. Darüber hinaus berichteten nicht alle Personen, die während der Nachbeobachtung einer hohen Belastung durch tägliche Stressfaktoren ausgesetzt waren, über einen erhöhten Alkoholkonsum oder ein hohes Stressempfinden, was auf unterschiedliche individuelle Reaktionsweisen auf Stress hindeutet.
Diskussion und Schlussfolgerung
In der zweiten Förderphase werden wir die individuelle Stressreaktivität in einem longitudinalen multimodalen interventionellen Phänotypisierungsansatz untersuchen. Hierbei werden die neuroverhaltensmäßigen Grundlagen adaptiver Stressreaktionen und der Resilienz gegenüber wiederholter Stressexposition im Hinblick auf Alkoholkonsum und Sucht sowie deren Modulation durch soziale Interaktionen, Bewältigungsstrategien und individuelles Gesundheitsverhalten aufgeklärt.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: DFG (TRR 265, Projekt-Nr.: 402170461)