Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.906
Ein Überblick über das Forschungsprogramm des TRR265
Hauptsächlicher Artikelinhalt
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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Die Hauptziele unseres Sonderforschungsbereichs (SFB) TRR 265 sind: A. Untersuchung der Krankheitsverläufe von Alkohol und anderen Suchterkrankungen unter real-life Bedingungen. B. Untersuchung von verhaltensbezogenen, kognitiven und neurobiologischen Mechanismen von Krankheitsverläufen. C. Bereitstellung nicht-invasiver, auf Mechanismen basierender Interventionen.
Methoden
A. Einsatz innovativer mHealth-Tools zur Längsschnittstudien von Drogenkonsummuster unter real-life Bedingungen und in Tiermodellen der Sucht. Zu unseren mHealth-Tools gehören maßgeschneiderte Smartphone-Anwendungen zu Ecological Momentary Assessment (EMA), GPS-basierte Geolokalisierung und mobile Sensoren, die die Überwachung von Verhalten, kognitiven Zuständen, Stressreaktivität und Umwelteinflüssen unter realen Bedingungen ermöglichen. B. Ferner nutzen wir KI-gestützte Modellierung wichtiger molekularer, neurobiologischer und psychologischer Mechanismen. C. Entwicklung und Erprobung nicht-invasiver Interventionen wie Just-In-Time-Adaptive-Interventions (JITAI) und verschiedene nicht-invasive Hirnstimulationen.
Ergebnisse
In der ersten Förderperiode (2019-2023) haben wir an drei Standorten - Berlin, Dresden und Mannheim - eine funktionierende Infrastruktur und eine gemeinsame "interdisziplinäre Sprache" aufgebaut. Bislang haben wir uns in erster Linie auf die Alkoholabhängigkeit (AUD) unter real-life Bedingungen konzentriert. In der zweiten (2023-2027) werden wir schrittweise von der realen Beschreibung der Krankheitsverläufe zu den zugrundeliegenden Mechanismen und den daraus abgeleiteten Mechanismus-basierten Interventionen übergehen.
Diskussion und Schlussfolgerung
Unser TRR265 wird einen substantiellen Beitrag zu folgenden Fragen leisten: Haben alle Süchte unter realen Bedingungen die gleichen Phänomene und Mechanismen in Bezug auf Krankheitsverläufe, Auslöser und modifizierende Faktoren? Wie unterscheiden sich also die verschiedenen Substanzkonsumstörungen (SUDs), und welche gemeinsamen pathologischen Phänomene gibt es? Können Behandlungen für alle Süchte verallgemeinert werden, oder sind spezifische Interventionen für jede einzelne Droge erforderlich? Die Beantwortung dieser grundlegenden Fragen unter realen Bedingungen wird erhebliche Auswirkungen auf Diagnose, Präzisionsmedizin, Komorbiditäten, Suchttheorien und gesellschaftspolitische Entscheidungen wie Besteuerung und Legalisierung haben. Insbesondere der letzte Punkt ist im Zusammenhang mit der bevorstehenden Teil-Legalisierung von Cannabis in Deutschland von großer Bedeutung.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: DFG (TRR 265, Projekt-Nr.: 402170461)