Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.902

Trends in der Suchthilfe (S12)

Können Sie das Gras wachsen hören? – Eine zwanzigjährige Trendanalyse der cannabisbezogenen Behandlungsnachfrage in Deutschland

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Alisa Stampf (IFT Institut für Therapieforschung, München), Larissa Schwarzkopf (IFT Institut für Therapieforschung, München), Eva Hoch (IFT Institut für Therapieforschung, München)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Die Konsumprävalenz von Cannabis in der deutschen Bevölkerung ist seit der Jahrtausendwende kontinuierlich gestiegen. Ob sich infolgedessen die Inanspruchnahme von Suchthilfeleistungen aufgrund von Cannabinoidkonsumstörungen (CaUD) verändert hat, ist jedoch unklar. Um diese Frage zu beantworten, wurden Aggregatdaten der deutschen Suchthilfestatistik (DSHS) für die Jahre 2001 bis 2021 analysiert.


Methoden
Für alle an der DSHS teilnehmenden ambulanten Suchthilfeeinrichtungen wurden der Anteil an Klientel mit CaUD sowie innerhalb der Klientel mit CaUD die Alters- und Geschlechtsverteilung sowie der Anteil an Erstbetreuten zunächst deskriptiv analysiert. Anschließend wurden Joinpoint-Regressionsmodelle durchgeführt, um festzustellen ob und wenn ja in welchen Jahren sich die beobachteten Trends in ihrer Intensität oder Richtung verändern.


Ergebnisse
Der Anteil an Fällen mit Cannabinoidproblematik hat sich in den letzten 20 Jahren mehr als verdreifacht (2001: 5,4 %, 2021: 19,9 %), wobei der Zuwachs bei Frauen stärker war als bei Männern. Das Durchschnittsalter der Betreuten ist in Folge eines kontinuierlichen Anstiegs an Betreuten über 35 Jahren (2001: 6,0 %; 2021: 17,4 %) und eines parallelen Rückgangs an Klientel unter 20 Jahren (2001: 44,5 %; 20021: 27,7 %) von 21,8 auf 26,0 Jahre gestiegen. Der Anteil an Erstbetreuten sank von 79,6 % im Jahr 2001 auf 53,6 % im Jahr 2009 und blieb seitdem stabil.


Diskussion und Schlussfolgerung
CaUD gewinnen in der deutschen Suchthilfe an Bedeutung, wobei zunehmend Frauen und „ältere“ Personen betreut werden, die zudem immer häufiger bereits Vorerfahrungen im Suchthilfesystem gesammelt haben. Da gängig angewandte Präventions- und Frühinterventionsprogramme hauptsächlich auf Jugendliche/junge Erwachsene in ihrer frühen "Cannabiskonsumkarriere" abzielen, scheint eine Anpassung an diese Veränderungen erforderlich, um eine nachhaltig erfolgreiche Betreuung zu unterstützen.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: Vollständige öffentliche Förderung am IFT Institut für Therapieforschnung

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Stampf, A., Schwarzkopf, L., & Hoch, E. (2023). Können Sie das Gras wachsen hören? – Eine zwanzigjährige Trendanalyse der cannabisbezogenen Behandlungsnachfrage in Deutschland. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.902