Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.900

Problematische Pornographienutzung: Befunde zu zentralen psychologischen Mechanismen der Störungsentwicklung und ein Therapieprogramm zur Behandlung (S11)

Entscheidungsfindung und exekutive Funktionen bei der problematischen Pornographienutzung

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Silke M. Müller (Universität Duisburg-Essen, Duisburg), Stephanie Antons (Universität Duisburg-Essen, Duisburg)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Die problematische Pornographienutzung (PPN) ist unter anderem dadurch gekennzeichnet, dass die Nutzung pornographischer Inhalte trotz (teils schwerwiegender) negativer Auswirkungen fortgesetzt wird. Bisherige experimentelle Studien zum Entscheidungsverhalten bei Personen mit PPN präsentierten zumeist verschiedene Entscheidungsoptionen in Kombination mit sexuellen Reizen, um deren Effekt auf das Wahlverhalten zu analysieren. Die Befunde sind bislang inkonsistent. Zudem ist weitgehend unerforscht, ob sich Personen mit PPN im generellen Risikoentscheidungsverhalten (ohne gleichzeitige Konfrontation mit sexuellen Stimuli) und generellen exekutiven Funktionen von Personen ohne PPN unterscheiden.


Methoden
In dieser Laborstudie (N = 102 männliche Probanden) untersuchten wir, ob sich Personen mit hoher im Vergleich zu niedriger Ausprägung von PPN hinsichtlich des Entscheidungsverhaltens in einer Aufgabe unterscheiden, bei der kurz- und langfristige Konsequenzen gegeneinander abgewogen werden mussten. Die Konsequenzen waren fiktive monetäre Gewinne/ Verluste unterschiedlicher Höhe und Wahrscheinlichkeit, die entweder sofort oder verzögert eintraten. Die Aufgabe war frei von sexueller Reizdarbietung. Zudem erfassten wir generelle Impulsivität und exekutive Funktionen mittels standardisierter Fragebögen und Testverfahren.


Ergebnisse
Probanden mit hoher Ausprägung einer PPN zeigten höhere Impulsivitäts-Werte (insbesondere in den Facetten „Dringlichkeit“ und „Mangel an Ausdauer“) als Probanden mit niedriger Ausprägung einer PPN. Entgegen unserer Annahme gab es weder signifikante Unterschiede in den Leistungen in der Entscheidungsaufgabe noch in den kognitiven Tests zwischen den beiden Gruppen.


Diskussion und Schlussfolgerung
Die Ergebnisse deuten an, dass Personen mit hoher Ausprägung einer PPN gesteigerte Merkmale von Impulsivität aufweisen. Das Abwägen zwischen kurz- und langfristigen Konsequenzen sowie die kognitive Leistungsfähigkeit scheinen im Allgemeinen nicht merklich beeinträchtigt zu sein. Es ist anzunehmen, dass Personen mit PPN insbesondere dann Auffälligkeiten im Entscheidungsverhalten zeigen, wenn sie direkt mit sexuellen Reizen konfrontiert sind.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Müller, S. M., & Antons, S. (2023). Entscheidungsfindung und exekutive Funktionen bei der problematischen Pornographienutzung. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.900