Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.898

Problematische Pornographienutzung: Befunde zu zentralen psychologischen Mechanismen der Störungsentwicklung und ein Therapieprogramm zur Behandlung (S11)

Konditionierung und Extinktion in riskanten und pathologischen Pornographie-Nutzern

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Miriam Kampa (Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen), Kseniya Krikova (Universität Siegen, Siegen), Tim Klucken (Universität Siegen, Siegen), Rudolf Stark (Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Pornographisches Material ist im Internet frei verfügbar und leicht zugänglich, was zu einem Anstieg der Nutzer im Allgemeinen und auch zu einer Zunahme pathologischer Pornographie-Nutzer geführt hat. Pathologischer Pornographie-Konsum ist gekennzeichnet durch einen Interessensverlust, erfolglose Reduktionsversuche, eine Fortsetzung trotz negativer Konsequenzen und vermindertem Belohnungserleben. Empirisch konnte gezeigt werden, dass problematische Pornographie-Nutzer behavioral und neural stärker auf sexuelle Reize reagieren. Einige Studien deuten darauf hin, dass die appetitive Konditionierung zur Entstehung von pathologischer Pornographie-Nutzung beiträgt, so gibt es einige Befunde erhöhter, konditionierter Reaktionen auf Stimuli, die einen sexuellen Reiz ankündigen. Extinktion könnte insofern eine Rolle für die Aufrechterhaltung der Störung spielen, als Verknüpfungen zwischen ankündigenden Reizen (z.B. Pornographie-Website) und der Erwartung von Belohnung in pathologischen Nutzern möglicherweise schwer aufzulösen sind, so dass dem Pornographie-Konsum immer wieder nachgegangen wird.


Methoden
Es handelt sich um eine laufende fMRT-Studie mit derzeit 80 Probanden (davon: 16 mit riskantem oder pathologischem Pornographie-Konsum, 31 gesunde Kontrollprobanden). In dem Experiment zur appetitiven Konditionierung und Extinktion werden Bilder mit sexuellen Inhalten, Abbildungen aus Computerspielen oder von Geld als unkonditionierte Belohnungsreize eingesetzt. Konditionierte Reize sind geometrische Symbole. Um den Erfolg der Konditionierung und Extinktion zu messen, werden Valenz- und Arousal-Ratings sowie Hautleitfähigkeitswerte gemessen.


Ergebnisse
Erste hirnphysiologische Ergebnisse der Gruppe von riskanten und pathologischen Pornographie-Nutzern werden vorgestellt und mit einer gesunden Kontroll-Gruppe verglichen. Dabei werden konditionierte Reize, die sexuelle Inhalte ankündigen, mit konditionierten Reizen, die Geld oder Computerspiele ankündigen, und einem Kontrollreiz verglichen.


Diskussion und Schlussfolgerung
Zur Bedeutung der appetitiven Extinktion für die Aufrechterhaltung des pathologischen Pornographie-Konsums liegen bisher nur wenige Befunde vor. Unsere Studie kann Aufschluss darüber geben, ob ein therapeutischer Ansatz darin bestehen könnte, die Auflösung der erlernten Verknüpfung zwischen konditionierten Reizen und Belohnungserwartung zu verbessern.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: DFG

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Kampa, M., Krikova, K., Klucken, T., & Stark, R. (2023). Konditionierung und Extinktion in riskanten und pathologischen Pornographie-Nutzern. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.898