Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.874
Emotionsregulation und Interozeption, aber nicht Empathie, beeinflussen den Alkoholkonsum von Jugendlichen
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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Bei der Entwicklung von riskantem Alkoholkonsum und Alkoholkonsumstörungen wurden bisher eine Reihe von Faktoren und Mechanismen identifiziert. Gerade bei der Entwicklung von riskantem Alkoholkonsum ist das Jugendalter eine besonders sensitive Phase. Denkt man hier an Präventions- und frühe Interventionsmaßnahmen, so könnte Emotionsregulation einen wichtigen Mechanismus darstellen. Dieser könnte zusätzlich durch, im Jugendalter auch besonders sensitive Aspekte wie Empathie und Interozeption, d.h. der Fähigkeit interne Körpersignale wahrzunehmen, assoziiert sein. In einer querschnittlichen Studie haben wir daher die Rolle von Emotionsregulation, Interozeption und Empathiefähigkeit auf den Alkoholkonsum untersucht.
Methoden
In einer jugendlichen Stichprobe (N = 58, Alter: 14 oder 16 Jahre, 34 weiblich) wurden Emotionsregulation (emotion regulation task), Empathie (EmpaToM task) und Interozeption (Heartbeat Counting task) auf Verhaltens- und Selbstberichtsebene (MAIA für Interozeption & DERS für Emotionsregulation) erfasst und deren Effekt auf den Alkoholkonsum (erfasst mit dem Time Line Follow Back Interview) mittels linearen Regressions- und Moderationsanalysen untersucht.
Ergebnisse
Es zeigte sich, dass eine schlechtere Emotionsregulation und eine bessere Interozeption unabhängig voneinander einen signifikanten Einfluss auf die Höhe des Alkoholkonsums hatten. Dieser Effekt wurde vor allem bei der Subgruppe der 16-Jährigen besonders deutlich. War eine höhere Fähigkeit zur Aufmerksamkeitsregulation vorhanden, wirkte sich eine schlechte Emotionsregulation signifikant weniger negativ auf den Alkoholkonsum aus. Für Empathie zeigten sich keine Zusammenhänge.
Diskussion und Schlussfolgerung
Die Ergebnisse zeigen, dass Interozeption und Emotionsregulation als unabhängige Mechanismen für den Alkoholkonsum von Jugendlichen zu wirken scheinen. Denkt man an mögliche präventive Maßnahmen, so scheint vor allem die Aufmerksamkeitsregulation den negativen Effekten von Interozeption und schlechter Emotionsregulation entgegenwirken zu können. Achtsamkeit und die Förderung der Wahrnehmung interner Körpersignale und der damit zusammenhängenden Emotionen könnten daher wichtige Ansatzpunkte bei der Entwicklung von Alkoholpräventionsprogrammen im Jugendalter darstellen.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Forschungsverbund IMAC-Mind, BMBF (Förderkennzeichen: 01GL1745A)