Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1119

Postersession 3

Das Rauchverhalten in Europa im Kontext der Maßnahmen zur Eindämmung des Tabakkonsums

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Anne Starker (Robert Koch-Institut, Berlin), Ronny Kuhnert (Robert Koch-Institut, Berlin)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Rauchen ist ein wichtiges Public Health Problem. Die Europäische Gesundheitsbefragung (European Health Interview Survey, EHIS) liefert regelmäßig Daten zur Prävalenz und zu Determinanten des Rauchverhaltens für die Bevölkerung der europäischen Länder. Daneben quantifiziert die Europäischen Tabakkontrollskala (TKS) die Umsetzung von Maßnahmen zur Eindämmung des Tabakkonsums. Ziel der Arbeit ist, die Assoziation zwischen Tabakkontrollmaßnahmen auf Länderebene und der Prävalenz des Rauchens auf individueller Ebene zu untersuchen und eine Bewertung für Deutschland vorzunehmen.


Methoden
Unter Verwendung von Mehrebenen-Regressionsmodellen wurden individuelle Daten des EHIS (2019/2020) und Daten der TKS 2019 auf Länderebene analysiert. Outcome-Variable war aktuelles Rauchen (täglich oder gelegentlich) auf individueller Ebene. Prädiktorvariablen auf individueller Ebene waren Geschlecht, Alter und Bildung, auf Länderebene waren es die Werte der TKS-Komponenten, für die für alle Länder Angaben vorlagen: Preis, Konsumverbot im öffentlichen Raum, Werbeverbote, Gesundheitswarnungen, Unterstützung beim Rauchstopp und Bekämpfung des illegalen Tabakhandels.
Es wurden gewichtete EHIS-Mikrodaten für 28 europäische Länder mit insgesamt n=66.934 Personen ab 15 Jahren verwendet.


Ergebnisse
Es gibt Unterschiede in der Rauchprävalenz, die zwischen 12,6% in Schweden und 36,2% in Bulgarien liegt. In Deutschland befindet sich mit einer Prävalenz von 28,3% über dem Durchschnitt.
Im endgültigen Mehrebenenmodell waren neben den individuellen Faktoren die TKS-Komponenten Preis (OR=0,96) und Unterstützung beim Rauchstopp (OR=0,89) signifikant (P<0,001) mit einer niedrigeren Rauchprävalenz auf Länderebene assoziiert. Für die Komponenten Werbeverbote und Bekämpfung des illegalen Tabakhandels wiesen die Assoziationen in die gleiche Richtung, waren jedoch nicht signifikant. Keine Assoziation wurde für Gesundheitswarnungen gefunden.


Diskussion und Schlussfolgerung
Deutschland belegte bei der TKS 2019 den letzten Platz. Bei den TKS-Komponenten mit signifikanter Assoziation zu niedriger Rauchprävalenz erreicht Deutschland bei Preis 14 von möglichen 30 Punkten und bei Unterstützung beim Rauchstopp 4 von möglichen 10 Punkten.
Die Ergebnisse belegen, dass die Maßnahmen zur Eindämmung des Tabakkonsums dazu beitragen, die Prävalenz des Rauchens in der Bevölkerung zu verringern. Die verschiedenen Maßnahmen haben unterschiedliche Wirkung.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. 


Erklärung zur Finanzierung: Robert Koch-Institut, BMG (GEDA 2019/2020-EHIS)

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Starker, A., & Kuhnert, R. (2023). Das Rauchverhalten in Europa im Kontext der Maßnahmen zur Eindämmung des Tabakkonsums. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1119