Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1117

Postersession 3

Alkohol steigert positivem Affekt und Risikobereitschaft, ohne Effekte auf Vertrauen und Oxytocin: Befunde einer randomisierten, kontrollierten Studie.

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Leonard Wenger (Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI), Mannheim), Oliver Hamm (Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI), Mannheim), Christiane Muehle (Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen; Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen), Sabine Hoffmann (Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI), Mannheim), Iris Reinhard (Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI), Mannheim), Patrick Bach (Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI), Mannheim)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Die Erleichterung sozialer Interaktionsprozesse ist ein wichtiges Motiv für Alkoholkonsum. So wird angenommen, dass dieser unter anderem für einen Anstieg von positivem Affekt und Risikobereitschaft sorgt. Darüber hinaus könnte die sozialerleichternde Wirkung des Alkohols zudem auf einen Anstieg der wahrgenommenen Vertrauenswürdigkeit anwesender Personen zurückzuführen sein. Grund dieser Annahme ist die zentrale Rolle von Vertrauen für den Aufbau sozialer Beziehungen und Hinweise auf Assoziationen mit Alkoholkonsum. Folglich untersuchte die vorliegende Studie, ob Alkoholkonsum zu einem Anstieg des positiven Affektes, der Risikobereitschaft und der wahrgenommenen Vertrauenswürdigkeit führt. Zudem wurde geprüft, ob die vermuteten Effekte durch das Hormon Oxytocin vermittelt werden, welches ebenfalls Verbindungen zu Alkoholkonsum aufweist und zentral an sozialen Interaktionsprozessen beteiligt ist.


Methoden
Dieses randomisierte, kontrollierte, innersubjekt-, Alkohol-Challenge-Experiment untersuchte die Effekte von Alkohol (versus Wasser, beide vermischt mit Orangensaft) auf positiven Affekt, Risikobereitschaft, wahrgenommene Vertrauenswürdigkeit und Oxytocinkonzentration im Speichel. Dabei wurden 55 Männer in der Alkoholbedingung (1.07 ± 0.18 Promille Blutalkoholkonzentration) mit 20 Männern in der Kontrollbedingung verglichen.


Ergebnisse
Die zweifaktorielle ANCOVA ergab signifikante Interaktionseffekte von Messzeitpunkt (vor versus nach Flüssigkeitskonsum) x Gruppe (Alkohol- versus Kontrollbedingung) für positivem Affekt und Risikobereitschaft mit signifikanten Anstiegen in der Alkohol- gegenüber der Kontrollbedingung. Allerdings zeigten sich keine signifikanten Interaktionseffekte für wahrgenommene Vertrauenswürdigkeit sowie die Oxytocinkonzentration. Darüber hinaus ergaben sich keine signifikanten indirekten Effekte von Alkohol via Oxytocin auf positiven Affekt, Risikobereitschaft und wahrgenommene Vertrauenswürdigkeit.


Diskussion und Schlussfolgerung
Die vorliegende Studie zeigt alkoholbedingte Anstiege von positivem Affekt und Risikobereitschaft, jedoch keinen Effekt von Alkoholkonsum auf wahrgenommene Vertrauenswürdigkeit und Oxytocinkonzentration. Diese Ergebnisse unterstützen die Entwicklung von Präventions- und Behandlungsstrategien hinsichtlich problematischen Alkoholkonsums.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: Intramurale Forschungsgelder der Abteilung für Suchtverhalten und Suchtmedizin am Zentralinstitut für psychische Gesundheit (ZI) Mannheim

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Wenger, L., Hamm, O., Muehle, C., Hoffmann, S., Reinhard, I., & Bach, P. (2023). Alkohol steigert positivem Affekt und Risikobereitschaft, ohne Effekte auf Vertrauen und Oxytocin: Befunde einer randomisierten, kontrollierten Studie. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1117