Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1096

Neue Wege zur Verringerung des Substanzkonsums - Können Interventionen zur Verringerung des Substanzkonsums durch grundlegende motivierende Interventionen, die auf automatische Prozesse abzielen, unterstützt werden? (S61)

Verringerung des substanzbezogenen Risikoverhaltens in den vier Wochen nach der Entlassung aus einem allgemeinpsychiatrischen Krankenhaus: Eine randomisiert-kontrollierte Studie mit Mental Contrasting with Implementation Intentions (MCII)

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Michael Odenwald (Universität Konstanz, Konstanz), Leonie Lipinski (Universität Konstanz, Konstanz), Natascha Büchele (Universität Konstanz, Konstanz), Alexander Wolber (Universität Konstanz, Konstanz), Brigitte Rockstroh (Universität Konstanz, Konstanz), Daniala Mier (Universität Konstanz, Konstanz)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Viele Patient*innen mit Alkoholkonsumstörung (AUD) nehmen nach der Entlassung aus der Qualifizierten Entzugsbehandlung keine weiteren Behandlungen in Anspruch, viele von ihnen erleben Rückfälle. In früheren Studien zeigten wir, dass eine motivierende und psychoedukative face-to-face Gruppenintervention den Verlauf der Störung nach Entlassung verbesserte. Im Kontext einer größeren Studie fügten wir zwei neue Komponenten dem bisherigen Manual hinzu: Eine Technik, die automatische kognitive Prozesse beeinflusst, und eine app-basierte mobile Intervention, die die auf dem Inhalt der face-to-face Gruppenintervention aufbaut.


Methoden
Zusätzlich zu Treatment as Usual (TAU) erhalten AUD-Patient*innen ein Behandlungspaket, das die existierende face-to-face (motivierende und psychoedukative) Gruppentherapie während der Entzugsbehandlung beinhaltet und zudem Mental Contrasting and Implementation Intentions (MCII) und eine post-stationäre app-basierte mobile Intervention (Ecological Momentary Intervention, EMI). Teilnehmende werden zufällig zwei Behandlungsinhalten zugeteilt, während die formale Struktur der Intervention konstant gehalten wird: Inhalt der Interventionsgruppe ist die Prävention von Alkoholrückfällen nach der Entlassung; bei der Kontrollgruppe steht das Aufrechterhalten von neurokognitiven Trainingseinheiten in Eigenregie im Mittelpunkt. Alkoholkonsum, alkohol-bezogene Risikowahrnehmung und Craving werden täglich in den vier Wochen nach Entlassung mit Ecological Momentary Assessment (EMA) erhoben. Allen Teilnehmenden wird ein Standard-Mobiltelefon für die Studie zur Verfügung gestellt.


Ergebnisse
Wir berichten Zwischenergebnisse eines laufenden RCTs. Bis Juli 2023 sollen 60 AUD-Patient*innen in die Studie aufgenommen werden (bisher 49) und 30 sollen die post-stationäre mobile Interventionsphase regulär beendet haben. Bisherige Teilnehmende zeigten hohe Behandlungsmotivation und hatten wenige Probleme, an der EMI und EMA teilzunehmen. Wir werden berichten, ob sich die erwarteten Gruppen-Unterschiede in den bisher erhobenen EMA-Daten zeigen.


Diskussion und Schlussfolgerung
Diese Studie soll die Effektivität eines Behandlungspakets zur Reduktion von Alkoholrückfällen nach Entlassung zeigen. Diese Gesamtevaluation muss ergänzt werden durch spezifischere Forschungsfragen in zukünftigen Studien, z.B. das Dismantling der Effekte der verschiedenen Behandlungskomponenten, auch von MCII, was automatische kognitive Prozesse beeinflussen kann.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: DFG (OD 113/3-1)

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Odenwald, M., Lipinski, L., Büchele, N., Wolber, A., Rockstroh, B., & Mier, D. (2023). Verringerung des substanzbezogenen Risikoverhaltens in den vier Wochen nach der Entlassung aus einem allgemeinpsychiatrischen Krankenhaus: Eine randomisiert-kontrollierte Studie mit Mental Contrasting with Implementation Intentions (MCII). Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1096