Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1095

Neue Wege zur Verringerung des Substanzkonsums - Können Interventionen zur Verringerung des Substanzkonsums durch grundlegende motivierende Interventionen, die auf automatische Prozesse abzielen, unterstützt werden? (S61)

Zum Reduzieren motivieren – Eine RCT zur Rolle von induzierter Aufgeschlossenheit in einer Kurzintervention zu riskantem Alkoholkonsum unter Studierenden

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Lucas Keller (Universität Konstanz, Konstanz), Natascha Büchele (Universität Konstanz, Konstanz), Marie-Claire Kabengele (Universität Konstanz, Konstanz), Peter M. Gollwitzer (Universität Konstanz, Konstanz), Michael Odenwald (Universität Konstanz, Konstanz)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Kurzinterventionen (engl. Brief Interventions, BI) sind effizient und wirksam bei der Reduzierung des Alkoholkonsums. Das derzeitige Wissen über ihre Moderatoren ist jedoch nur begrenzt. Die Mindset-Theorie der Handlungsphasen geht davon aus, dass sich Personen in verschiedenen Phasen der Handlungsplanung in ihrer Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Informationen (d. h. in ihren Mindsets) unterscheiden. Frühere Forschungen zur Kombination von BI und Mindsets haben vielversprechende, aber widersprüchliche Ergebnisse erbracht.
In dieser Studie untersuchten wir die Hypothese, dass unterschiedliche experimentell induzierte Mindsets die Auswirkungen einer BI auf den riskanten Alkoholkonsum moderieren.


Methoden
Wir untersuchten Universitätsstudierende auf riskanten Alkoholkonsum; 36 % wiesen einen AUDIT-Wert > 7 auf und wurden zu einer BI-Sitzung eingeladen. Alle 125 Teilnehmenden erhielten nach dem Zufallsprinzip die Lang- oder Kurzversion der ASSIST-verknüpften BI der WHO, entweder mit oder ohne Decisional-Balance-Übung, die als potenzieller Interaktionspunkt mit den unterschiedlichen Mindsets identifiziert wurde. Vor der ASSIST-verknüpften BI wurden die Teilnehmenden nach dem Zufallsprinzip einer von drei Mindsetbedingungen zugewiesen: der Induktion eines deliberativen Mindset (hohe Aufgeschlossenheit), eines implementellen Mindsets (geringe Aufgeschlossenheit) oder einer Kontrollaufgabe (Kontrollbedingung). Anschließend wurde die Veränderung der (alkoholbezogenen) Risikowahrnehmung, der Veränderungsmotivation und des Alkoholkonsums mit Hilfe der Timeline-Follow-Back-Methode (jeweils 28 Tage) gemessen.


Ergebnisse
Unsere Ergebnisse zeigen, dass die BI sowohl die konsumierten Standardeinheiten als auch die Trinktage erfolgreich reduziert (ps ? 0,031). Riskant-trinkende Studierende reduzierten ihren Alkoholkonsum im Durchschnitt um 4,70 Standardeinheiten und tranken an 1,28 Tagen weniger als vor der Intervention. Allerdings hatten weder die Mindset-Induktion noch das Decisional-Balance-Element einen Effekt auf die Reduzierung des Alkoholkonsums (ps ? 0,248).


Diskussion und Schlussfolgerung
In der aktuellen Studie konnten keine Haupteffekte verschiedener Grade von Aufgeschlossenheit auf das Ergebnis der BI nachgewiesen werden. Dennoch liefert die vorliegende Studie einen wichtigen Hinweis auf die Effektivität von BIs im Kontext von riskantem Alkoholkonsum unter Studierenden.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: DFG (Projekt-Nr.: 441551024)

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Keller, L., Büchele, N., Kabengele, M.-C., Gollwitzer, P. M., & Odenwald, M. (2023). Zum Reduzieren motivieren – Eine RCT zur Rolle von induzierter Aufgeschlossenheit in einer Kurzintervention zu riskantem Alkoholkonsum unter Studierenden. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1095