Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1079

Vielfalt in der Suchthilfe: Perspektiven aus der Dachgesellschaft (S57)

Mögliche Auswirkungen einer Anhebung des Mindestabgabealters von Alkohol in Deutschland und Empfehlungen zur Umsetzung

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Angela Buchholz (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg), Gallus Bischof (Universität zu Lübeck, Lübeck), Ulrich Preuss (Ludwig-Maximilians-Universität München, München)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Die Verringerung der Erreichbarkeit von Alkohol kann ein relevanter Faktor in der Vorbeugung individueller und gesellschaftlicher Alkoholfolgeschäden sein. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen erfolgt dies durch gesetzliche Jugendschutzbestimmungen hinsichtlich eines Mindestalters, in dem Alkohol käuflich erworben und konsumiert werden darf. So liegt das Mindestabgabealter für Bier und Wein in Deutschland derzeit bei einem Lebensalter von 16, für hochprozentige Alkoholika von 18 Jahren. Bereits 2016 wurde durch die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) das Positionspapier „Kein Alkohol unter 18“ veröffentlicht, in dem eine Anhebung des Mindestabgabealters auf 18 Jahre für Deutschland gefordert wird. Immer wieder ist eine potentielle Erhöhung des Mindestabgabealters auch in der politischen Diskussion in Deutschland ein Thema.
Ziel des Beitrags ist es, die aktuelle Evidenz hinsichtlich der Begründung und der potentiellen Wirkung eines Mindestabga-bealters und dessen Anhebung darzustellen, um darauf aufbauend Empfehlungen für eine mögliche Umsetzung in Deutschland abzuleiten.


Methoden
Basierend auf dem Positionspapier der DHS wurde eine aktualisierte Literaturrecherche zu Auswirkungen von Veränderungen des Mindestabgabealters durchgeführt und hinsichtlich der Fragestellung ausgewertet.


Ergebnisse
Im internationalen Vergleich sind die deutschen Bestimmungen in Bezug auf das Mindestabgabealter eher als liberal zu charakterisieren. Die Anhebung des Mindestabgabealters zeigte in bisherigen Studie v.a. kurz- und mittelfristige Effekte auf den durchschnittlichen Alkoholkonsum sowie Konsumgewohnheiten der Jugendlichen, während Risikogruppen durch diese Maßnahme allein unzureichend erreicht werden. Zudem sind mögliche unintendierte Effekte wie die Verlagerung von Konsumgelegenheiten in den privaten Raum zu berücksichtigen.


Diskussion und Schlussfolgerung
Die integrierte Betrachtung der potentiell erwünschten und unerwünschten Effekte erlaubt die Ableitung einiger konkreter Empfehlungen für die Planung und Umsetzung einer möglichen Anhebung des Mindestabgabealters von Alkohol auf 18 Jahre in Deutschland: Eine Anhebung des Mindestabgabealters sollte nicht als singuläre Maßnahme erfolgen, sondern in eine Gesamtstrategie zur Prävention alkoholassoziierter Problemen im Jugendalter eingebettet sein. Eine Umsetzung sollte unbedingt durch eine umfangreiche wissenschaftliche Evaluation begleitet werden, die auch eine Betrachtung möglicher unintendierter Folgen einbezieht.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Buchholz, A., Bischof, G., & Preuss, U. (2023). Mögliche Auswirkungen einer Anhebung des Mindestabgabealters von Alkohol in Deutschland und Empfehlungen zur Umsetzung. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1079