Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1062

Zeitgemäßer Einsatz von Disulfiram im Rahmen eines Gesamtbehandlungskonzeptes bei Alkoholabhängigkeit (S53)

Abstinenzverletzungen und Patientensicherheit während Behandlung mit Disulfiram: Eine Erhebung an 500 Patienten im Rahmen des Netzwerkes alkoholaversive Pharmakotherapie

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Ulrich Zimmermann (kbo-Isar-Amper-Klinikum, Haar bei München)

Abstract

Hintergrund
Die Wirksamkeit von Disulfiram kann als gesichert angesehen werden. Unter supervidierter Gabe wurde metaanalytisch eine höhere Effektstärke als bei Naltrexon oder Acamprosat festgestellt. Da die Zulassung in Deutschland 2013 erlosch gibt die aktuelle S3-Leitlinie trotz Evidenzlevel 1b nur eine ‚kann‘-Empfehlung (Empfehlungsgrad 0). Disulfiram kann jedoch legal aus dem europäischen Ausland importiert und verschrieben werden.


Erläuterung des Versorgungsprojektes
Die Wirksamkeit von Disulfiram kann als gesichert angesehen werden. Unter supervidierter Gabe wurde metaanalytisch eine höhere Effektstärke als bei Naltrexon oder Acamprosat festgestellt. Da die Zulassung in Deutschland 2013 erlosch gibt die aktuelle S3-Leitlinie trotz Evidenzlevel 1b nur eine ‚kann‘-Empfehlung (Empfehlungsgrad 0). Disulfiram kann jedoch legal aus dem europäischen Ausland importiert und verschrieben werden.


Erfahrungen/Erwartungen
Für 2022 wurden aus 20 Zentren Daten zu 493 Patienten berichtet. Bei 18% aller Patienten kam es zu mindestens einem Trinkereignis während Disulfirameinnahme, dies führte in einem Fall zu kurzzeitiger stationärer Überwachung. Häufigste Nebenwirkungen waren in absteigender Reihenfolge Mund-/ Körpergeruch, Transaminasenerhöhung, sexuelle Funktionsstörungen bei Männern, allergische Hautreaktionen, Müdigkeit und Polyneuropathie. Seit 2019 wurde in einem Fall eine lebensbedrohliche NW in Form einer fulminanten Hepatitis ohne Alkoholkonsum beobachtet. Bei 75% aller Patienten wurde begleitend eine Gruppentherapie durch Ärzte, Psychologen, Sozialpädagogen oder Pflege angeboten. Komorbide psychiatrisch Erkrankungen wurden in 21% mit Antidepressiva, 11% off-label mit sedierenden Neuroleptika, 4% mit Neuroleptika zur Psychosebehandlung, 2% mit Benzodiazepinen, 1% mit Phasenprophylaktika und 2%, mit Stimulanzien behandelt.


Diskussion und Schlussfolgerung
Die supervidierte Behandlung mit Disulfiram kann auch nach Erlöschen der Zulassung in Deutschland praktikabel und sicher durchgeführt werden. Sie wird überwiegend nicht isoliert, sondern als Bestandteil eines Gesamtbehandlungskonzeptes eingesetzt, das die Behandlung komorbider psychiatrischer Erkrankungen mit einschließt.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Zimmermann, U. (2023). Abstinenzverletzungen und Patientensicherheit während Behandlung mit Disulfiram: Eine Erhebung an 500 Patienten im Rahmen des Netzwerkes alkoholaversive Pharmakotherapie. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1062