Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1055

FOR2974: Belohnungserleben und -erwartungen bei spezifischen Internetnutzungsstörungen (S51)

Der Einfluss von Gratifikation, Kompensation, Nutzungserwartungen und gewohnheitsmäßiger Nutzung auf die Entwicklung spezifischer Internetnutzungsstörungen: Vorläufige Ergebnisse aus Längsschnittdaten

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Andreas Oelker (Universität Duisburg-Essen, Duisburg), Matthias Brand (Universität Duisburg-Essen, Duisburg), Silke M. Müller (Universität Duisburg-Essen, Duisburg)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Laut I-PACE-Modell hängen Gratifikation, Kompensation, Nutzungserwartungen und Gewohnheiten mit dem Schweregrad spezifischer Internetnutzungsstörungen, z. B. online Computerspielstörung, zusammen. Wir gehen davon aus, dass das Gratifikationserleben während der Internetnutzung bei erhöhter Symptomschwere abnimmt, der Grad der Kompensation aber zunimmt, was mit einer gewohnheitsmäßigen Nutzung zusammenhängen kann. Dabei wird angenommen, dass Vermeidungs- und Belohnungserwartungen verstärkende Wirkungen haben.


Methoden
Der analysierte Datensatz (N=197) beinhaltet ein unter Laborbedingungen durchgeführtes klinisches Interview (t1), diverse psychometrische Testverfahren sowie eine Nachbefragung sechs Monate später (t2). Gegenstand der Untersuchung sind Konstrukte, die mit den (potenziellen) Internetnutzungsstörungen Computerspielstörung, online Shoppingstörung, Soziale-Netzwerke-Nutzungsstörung und Pornografie-Nutzungsstörung einhergehen. Insbesondere wurden Veränderungen der Gratifikation, Kompensation, Nutzungserwartungen, gewohnheitsmäßige Nutzung und Schweregrad der Symptome für beide Zeitpunkte (t1, t2) untersucht. Zusätzlich fragten wir zum Zeitpunkt t2 nach einer Verhaltensänderung und der Motivation zur Behandlung innerhalb der letzten sechs Monate.


Ergebnisse
Etwa 14% der Teilnehmenden suchten zwischen den beiden Messzeitpunkten professionelle Hilfe. Die Relationen zwischen Gratifikation, Kompensation, Nutzungserwartungen und Gewohnheiten, mit denen sich die Symptomschwere vorhersagen lässt, sind in t1 und t2 vergleichbar. Intra- und interpersonelle Vergleiche zeigen, dass ein höherer Symptomschweregrad spezifischer Internetnutzungsstörungen mit einem höheren Grad an vermeidenden Nutzungserwartungen, einem niedrigeren Grad an Gratifikation, einem höheren Grad an Kompensation und einem höheren Grad an gewohnheitsmäßiger Nutzung einhergeht.


Diskussion und Schlussfolgerung
Gratifikation und Kompensation spielen eine zentrale Rolle bei der Entwicklung und Aufrechterhaltung einer spezifischen Internetnutzungsstörung. Daher können die Bewältigung negativer Gefühle und die Reduzierung der gewohnheitsmäßigen Nutzung von Internetanwendungen nützliche Ansätze für Interventionen darstellen.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: DFG (FOR 2974; Projekt-Nr.: 411232260)

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Oelker, A., Brand, M., & Müller, S. M. (2023). Der Einfluss von Gratifikation, Kompensation, Nutzungserwartungen und gewohnheitsmäßiger Nutzung auf die Entwicklung spezifischer Internetnutzungsstörungen: Vorläufige Ergebnisse aus Längsschnittdaten. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1055