Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1051
Qualitative Suchtforschung im Gefüge Haft – Möglichkeiten und Limitationen von leitfadengestützten Interviews mit Inhaftierten und Mitarbeitenden des Vollzugs
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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Der Konsum illegaler Substanzen geht in Haftanstalten häufig mit einem doppelten Mandat einher, welches das Spannungsfeld zwischen Strafe und Hilfe beschreibt. Dies betrifft sowohl Inhaftierte als auch Mitarbeitende. Viele Untersuchungen im Bereich Haft setzen sich hauptsächlich mit der Prävalenz des Drogenkonsums Inhaftierter auseinander. Daten zum Umgang mit dem doppelten Mandat durch die betroffenen sozialen Gruppen sind bisher nur in geringem Ausmaß vorhanden.
Methoden
Als Zielgruppen wurden erwachsene, inhaftierte Männer sowie Mitarbeitende des Allgemeinden Vollzugsdienstes in einer deutschen JVA bestimmt. Aufgrund der schlechten Datenlage sollte das Spannungsfeld zwischen Strafe und Hilfe im Hinblick auf drogenkonsumierende Inhaftierte im deutschen Justizvollzug mit Hilfe qualitativer Methoden genauer betrachtet werden. Insgesamt wurden 29 leitfadengestützte Interviews mit (ehemals) drogenkonsumierenden Inhaftierten sowie Mitarbeitenden des AVDs geführt, aufgenommen und transkribiert. Für die Auswertung wurde die qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz zu Hilfe genommen.
Ergebnisse
Durch die Anwendung qualitativer Methoden konnten sowohl Wünsche und Bedürfnisse als auch besondere Belastungen der befragten Inhaftierten und Mitarbeitenden des AVDs analysiert werden. Zudem wurden auch Änderungsmöglichkeiten und Verbesserungsvorschläge der beteiligten sozialen Gruppen herausgearbeitet, die durch eine rein quantitative Vorgehensweise nicht hätten berücksichtigt werden können, da sie durch induktives Vorgehen herausgearbeitet wurden.
Diskussion und Schlussfolgerung
Durch die Situation der sozialen Gruppen, die sich innerhalb der Totalen Institution Gefängnis bewegen, waren besondere Herausforderungen während des Forschungsprozesses zu bewältigen. Daraus resultieren sowohl Chancen als auch Limitationen in diesem Forschungsfeld. Gerade die bisher dünne Datenlage und die fehlende Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Problemstellungen in diesem Forschungsfeld und die daraus resultierende Schwierigkeit mit konkreten Prämissen in die Forschung zu gehen, sprechen für die Nutzung qualitativer Forschungsmethoden in diesem Bereich.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.