Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1033

Update Verhaltenssüchte (S45)

Kauf-Shopping-Störung und kognitive Funktionen: Systematische Übersicht experimenteller Studien

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Tobias A. Thomas (Medizinische Hochschule Hannover, Hannover), Maithilee Joshi (Medizinische Hochschule Hannover, Hannover), Patrick Trotzke (IU Internationale Hochschule, Erfurt), Sabine Steins-Löber (Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Bamberg), Astrid Müller (Medizinische Hochschule Hannover, Hannover)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Durch die immer weiter verbreitete Nutzung von Online Shopping ist auch die Kauf-Shopping-Störung mehr in den Blickpunkt geraten. Vermehrt wird inzwischen eine Klassifikation der Kauf-Shopping-Störung als Verhaltenssucht in der Fachliteratur diskutiert. Dennoch ist sie u. a. aufgrund mangelnder grundlagenorientierter Forschung, noch nicht als eigenständige psychische Störung anerkannt. Eine systematische Übersichtsarbeit experimenteller Studien zu kognitiven Funktionen bei Kauf-Shopping-Störung wurde angefertigt, um den gegenwärtigen Stand der Literatur diesbezüglich abzubilden. Weiterhin wurden die inkludierten Studien hinsichtlich ihrer Passung zu den Annahmen des Interaction of Person-Affect-Cognition-Execution (I-PACE) Modell für Verhaltenssüchte bewertet.


Methoden
Eine systematische Literatursuche (Datenbanken: PubMed, Scopus) wurde durchgeführt und die so identifizierten Arbeiten daraufhin geprüft, ob es sich um experimentelle Studien zu kognitiven Funktionen bei Kauf-Shopping-Störung handelte und ob sie die Annahmen des I-PACE Modells unterstützen oder nicht.


Ergebnisse
26 Publikationen konnten eingeschlossen werden. Diese wiesen eine methodische Heterogenität (z. B. hinsichtlich Stichprobe und Stimulusmaterial) auf. In Bezug auf Reizreaktivität/Craving und Entscheidungsverhalten zeigten sich Besonderheiten bei Patient:innen mit Kauf-Shopping-Störung. Diese entsprechen den Annahmen des I-PACE Modells. Eine gemischte Befundlage fand sich bezogen auf implizite Assoziationen, Aufmerksamkeitsverzerrungen und allgemeine inhibitorische Kontrolle.


Diskussion und Schlussfolgerung
Es fand sich eine nicht geringe Anzahl experimenteller, kognitiver Untersuchungen zur Kauf-Shopping-Störung hinsichtlich Reizreaktivität, kaufbezogener inhibitorischer Kontrolle und Entscheidungsverhalten. Die Ergebnisse der Studien in diesen Bereichen korrespondieren mit den Annahmen des I-PACE Modells. Weitere Forschung ist notwendig zur Beurteilung der Anwendbarkeit des I-PACE Modells auf die Kauf-Shopping-Störung und für eine schlüssige Klassifikation der Störung benötigt.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: DFG (FOR2974, Projekt-Nr.: 411232260)

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Thomas, T. A., Joshi, M., Trotzke, P., Steins-Löber, S., & Müller, A. (2023). Kauf-Shopping-Störung und kognitive Funktionen: Systematische Übersicht experimenteller Studien. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1033