Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1019

Neuroendokrine Pathways der Sucht - Vorstellung aktueller neuroendokrinologischer Forschungsergebnisse zur Rolle von Oxytocin, Ghrelin und Dopamin bei Abhängigkeitserkrankungen und deren Nutzen in Behandlung und Diagnostik (S42)

Oxytocin als Behandlungsoption der Alkoholabhängigkeit - Aktuelle Befunde und Ergebnisse einer randomisierten-kontrollierten klinischen Studie

Hauptsächlicher Artikelinhalt

Sina Zimmermann (Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI), Mannheim)

Abstract

Hintergrund und Fragestellung
Alkoholabhängigkeit ist eine weltweit verbreitete Erkrankung, die durch starkes Alkoholverlangen und Rückfälle gekennzeichnet ist. Bisher zugelassene Medikamente wie Naltrexon verringern das Alkoholverlangen und Rückfälle nur bis zu einem gewissen Grad. Aktuelle Studienergebnisse belegen, dass Oxytocin Alkoholverlangen, Alkohol-Reiz-Reaktivität und Stress-Reaktivität reduzieren kann. Die Kombination von Oxytocin mit bereits zugelassenen Medikamenten ist bisher nicht untersucht, obwohl es präklinische Evidenz zu synergistischen Wirkungen gibt. Ziel einer aktuellen randomisierten-kontrollierten klinischen Studie ist daher, zu untersuchen, ob Oxytocin zusätzlich zur Standardbehandlung mit Naltrexon positive Effekte auf die Ausprägung des Alkoholverlangen, Stresserleben und negativen Affekt hat.


Methoden
Die Wirkung von Oxytocin (24 I.U.) in Kombination mit Naltrexon (50mg) auf die Ausprägung des Alkoholverlangens, während einer kombinierten Alkoholreiz- und Stressexposition, wurde bei N=62 alkoholabhängigen Patient*Innen im Rahmen einer randomisierten, doppelblinden klinischen Studie untersucht und mit Placebo plus Naltrexon verglichen. Zusätzliche wurde die neurobiologische Grundlage der Wirkungen von Oxytocin mittels funktioneller Magnetresonanztomographie untersucht.


Ergebnisse
In vorangegangenen Studien konnte unsere Arbeitsgruppe bereits zeigen, dass 24 I.E. Oxytocin die Alkohol-Reizreaktivität reduziert und die Amygdala-Aktivierung bei Betrachtung negativer Gesichtsausdrücke verringert, die mit einem Alkoholverlangen-reduzierenden Effekt assoziiert ist. Im Rahmen des Symposiums werden Befunde aus der aktuellen klinischen Studie vorgestellt.


Diskussion und Schlussfolgerung
Bisher zugelassene Medikamente zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit reduzieren das Alkoholverlangen und die Rückfallquote bisher nicht ausreichend. Daher sind neue medikamentöse Behandlungsansätze notwendig. Aktuellen Studien zufolge könnte es sich bei dem Oxytocin-System um ein vielversprechendes Treatment-Target zur Behandlung einer Alkoholabhängigkeit handeln. Neben bereits untersuchten positiven Effekten von Oxytocin auf abhängigkeitsrelevante Prozesse, untersuchen wir das Potenzial von Oxytocin als Kandidat für eine Bedarfsmedikation, um die Effekte der Standardbehandlung mit Naltrexon zu verstärken, wenn diese nicht ausreichend wirksam ist.


Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.


Erklärung zur Finanzierung: BMBF (Förderkennzeichen: 01KG2025)

Artikel-Details

Zitationsvorschlag

Zimmermann, S. (2023). Oxytocin als Behandlungsoption der Alkoholabhängigkeit - Aktuelle Befunde und Ergebnisse einer randomisierten-kontrollierten klinischen Studie. Deutscher Suchtkongress, 1(1). https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1019