Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1014
Welchen klinischen und praktischen Nutzen generiert die moderne Soziologie für Psychiatrie und Psychotherapie?
Hauptsächlicher Artikelinhalt
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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Nach dem Ende der Erwartungen an Genetik, Bildgebung, Innovation in der Pharmakotherapie und Biomarker wendet sich die Aufmerksamkeit der klinischen Psychiatrie und Psychotherapie wieder den soziologischen Grundlagen unseres Fachs zu.
Die gesellschaftlichen Veränderungsprozesse der letzten 30 Jahre bilden die Grundlage und Matrix unserer aktuellen klinischen und therapeutischen Herausforderungen.
Es stellt sich die Frage, in wieweit die moderne (deutschsprachige bzw. europäische) Soziologie einen Beitrag zum Grundverständnis von Basisprozessen sozialer Räume und Entwicklungen leisten kann.
Methoden
Die sieben aktuell am nach Auflagestärke und Zitatation stärkten rezipierten und auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglichen Autoren soziologischer Provenienz werden anhand ihrer einschlägigen Basistexte mittels qualitativer Inhaltsanalyse daraufhin überprüft, ob ihre grundlegenden Konzepte für Psychiatrie und Psychotherapie nützlich und im Alltag anwendbar sein können. Die bedeutendsten Autoren (A. Reckwitz, H. Rosa, U. Beck, F. Bode, A. Ehrenberg, Ch.Kucklitz, Z. Bauman) werden anhand ihrer Hauptwerke dargestellt.
Ergebnisse
Es zeigt sich, dass heute in der Klinik und Praxis auftauchende Phänomene (sicher verstärkt durch die Corona-Pandemie von soziologischer Seite) seit etwa 30 Jahren als Basismechanismen der gesellschaftlichen Entwicklung gesehen und erforscht werden. Die Basiskonzepte der Beschleunigung, der Angst, der Unübersichtlichkeit sowie der unkalkulierbaren gesellschaftlichen und ökologischen Risiken, stellen eine Grundlage für deren gesellschaftliche Verständnis dar. Die Lektüre der jeweiligen Hauptwerke erweitert den Horizont des therapeutisch Tätigen. Insbesondere die Arbeiten von H. Rosa erarbeitet auch interventive Ansätze (Ressourcen).
Diskussion und Schlussfolgerung
In Weiter- und Fortbildung des Psychiaters und der PsychotherapeutIn sollten allseits akzeptierte soziologische Basiskonzepte auf höchstem Niveau interdisziplinär integriert werden, so dass gesellschaftliche Phänomene nicht nur anhand des medialen sondern auch des wissenschaftlichen Diskurses besser durchdrungen und verstanden werden können, um die therapeutischen Ansätze für die Patientinnen und Patienten in ihren Lebenswelten zu verbessern.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Luzerner Psychiatrie AG