Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1012
Zusammenhänge zwischen der pathologischen Nutzung sozialer Netzwerke und dem Raucherstatus
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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Obwohl die Nutzung sozialer Netzwerke aus unserem Alltag kaum noch wegzudenken ist, besteht bei vulnerablen Individuen auch die Gefahr einer exzessiven und schädlichen Nutzung dieser Plattformen. Um die Gründe für eine solch schädliche Nutzung zu verstehen, kann eine Betrachtung potenzieller Komorbiditäten sinnvoll sein. Die vorliegende Studie untersucht daher mögliche Zusammenhänge zwischen der Tendenz zum pathologischen Gebrauch sozialer Netzwerke (Soziale-Netzwerke-Nutzungsstörung; SNS) und dem Raucherstatus bzw. der Neigung zur Tabaknutzungsstörung (TNS).
Methoden
Eine endgültige Stichprobe von n = 529 Teilnehmern wurde über eine Online-Umfrage rekrutiert, wobei die effektive Stichprobe n = 228 Nichtraucher*innen, n = 54 Ex-Raucher*innen und n = 247 Raucher*innen umfasste. Die Neigung zur SNNS wurde mittels einer modifizierten Version der Klinischen Checkliste zu Internetbezogenen Störungen (AICA-C) erhoben. Zur Erfassung der Tabakkonsumstörung wurde der Fagerström Test für Nikotinabhängigkeit (FTND) herangezogen.
Ergebnisse
Bei einer Analyse ohne Kontrolle potenzieller Alters- und Geschlechtseffekte war der Raucherstatus deutlich mit individuellen Unterschieden in den AICA-Werten verbunden: Die Rauchergruppe war mit den niedrigsten AICA-Werten assoziiert (p < .001; eta2 = .036). Eine weitere (und ausschließliche) Analyse der Raucher-Gruppe ergab keine signifikanten Zusammenhänge zwischen AICA und FTND-Werten. Explorative Analysen der männlichen und weiblichen Raucher-Teilstichproben ergaben eine leichte, nicht signifikante positive Assoziation zwischen SNS und TNS bei Männern und eine leichte, nicht signifikante negative Assoziation zwischen SNS und TNS bei Frauen.
Diskussion und Schlussfolgerung
Die Ergebnisse sprechen dafür, dass aktuelle Raucher*innen weniger anfällig für eine übermäßige Nutzung sozialer Netzwerke sein könnten, beispielsweise da das Rauchen ein ausreichendes Gratifikationserleben generiert und daher weniger anfällig für die Nutzung immersiver Plattformen macht. Jedoch bedarf es unbedingt einer zukünftigen Überprüfung dieser Befunde anhand größerer Stichproben.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: DFG (FOR 2974/1, Förderkennzeichen: MO 2363/16-1)