Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1008
Alkohol und Rauchen in der Schwangerschaft – Ergebnisse einer Mixed-Methods-Studie
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Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Rauchen und Alkoholkonsum in der Schwangerschaft stellen wichtige Risikofaktoren für die Entwicklung des Ungeborenen dar. Die Studie hatte zum Ziel, Konsumprävalenzen von Frauen während der Schwangerschaft und mögliche Einflussfaktoren, sowie den Umgang mit diesen Themen in der Schwangerschaftsvorsorge zu erfassen.
Methoden
Mittels einer Onlinebefragung von Wöchnerinnen (N=888), qualitativen Interviews mit schwangeren Frauen im letzten Trimester (N=32), Fokusgruppen mit Hebammen (N=11) und einer Onlinebefragung von Gynäkologinnen/Gynäkologen sowie Hebammen (N=209) wurde die Thematik aus unterschiedlichen Blickwinkeln abgebildet.
Ergebnisse
Während der Schwangerschaft rauchten zwölf Prozent der befragten Frauen zumindest gelegentlich, rund sechs Prozent tranken zumindest gelegentlich Alkohol. Frauen, die während der Schwangerschaft rauchten, waren signifikant häufiger jünger als 25 Jahre, hatten signifikant häufiger einen niedrigen formalen Bildungsabschluss und einen Migrationshintergrund. Bei Alkoholkonsum zeigt sich hingegen kein signifikanter Einfluss dieser Faktoren auf das Konsumverhalten der Frauen.
Obwohl die Anamnese des Alkohol- und Zigarettenkonsums im Mutter-Kind-Pass verpflichtend vorgesehen ist, wurden drei von zehn Frauen nach eigenen Angaben nicht nach ihrem Alkoholkonsum und eine von zehn Frauen nicht nach ihrem Zigarettenkonsum gefragt. Diese Angaben zeigen eine hohe Übereinstimmung mit den Angaben der Gynäkologinnen und Gynäkologen: nur 80 Prozent erfassen den Alkoholkonsum und 94 Prozent den Zigarettenkonsum ausnahmslos bei jeder Schwangeren.
Für Gynäkologinnen/Gynäkologen und Hebammen stellten fehlendes Wissen über Unterstützungsangebote und die Annahme, wenig am Konsumverhalten der Frauen ändern zu können, die wichtigsten Barrieren dar, den Alkohol- bzw. Zigarettenkonsum in der Schwangerenvorsorge anzusprechen. Weitere Herausforderungen waren Unsicherheiten hinsichtlich der Gesprächsgestaltung, Sprachbarrieren oder der Wunsch Frauen nicht zu belasten.
Diskussion und Schlussfolgerung
Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen die gesundheitspolitische Relevanz von Zigaretten und Alkohol in der Schwangerschaft. Insbesondere bei Zigaretten gelingt ein Konsumverzicht in der Schwangerschaft oft nicht, was als Hinweis auf eine mögliche Suchterkrankung gewertet werden kann. Zielgruppenspezifische Unterstützungsangebote für Raucherinnen sollten sich vermehrt an junge Frauen, Frauen mit geringem formalem Bildungsabschluss und Frauen mit Migrationshintergrund richten.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
Erklärung zur Finanzierung: Wiener Büro für Frauengesundheit und Gesundheitsziele; Sucht- und Drogenkoordination Wien; Wiener Gesundheitsförderung