Deutscher Suchtkongress
Bd. 1 Nr. 1 (2023): Deutscher Suchtkongress
https://doi.org/10.18416/DSK.2023.1001
Die Auswirkungen der Coronapandemie auf die Versorgung drogenkonsumierender Inhaftierter
Hauptsächlicher Artikelinhalt
Copyright (c) 2023 Infinite Science Publishing
Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.
Abstract
Hintergrund und Fragestellung
Der Konsum illegaler Substanzen geht in Haftanstalten häufig mit einem doppelten Mandat einher, welches sich sowohl auf die Repressionen als auch auf Angebote von Hilfsmaßnahmen für drogenkonsumierende Inhaftierte bezieht. Viele Untersuchungen im Bereich Haft setzen sich hauptsächlich mit der Prävalenz des Drogenkonsums Inhaftierter auseinander. Daten zum Umgang mit dem doppelten Mandat durch die betroffenen sozialen Gruppen sind bisher nur in geringem Ausmaß vorhanden.
Methoden
Als Zielgruppe wurden erwachsene, inhaftierte, (ehemals) drogenkonsumierende Männer einer deutschen JVA bestimmt. Insgesamt wurden 22 leitfadengestützte Interviews mit Inhaftierten geführt, aufgezeichnet und transkribiert. Die Interviews wurden mit Hilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz ausgewertet.
Ergebnisse
Die Auswirkungen der Coronapandemie waren während des Befragungszeitraumes bei den Inhaftierten noch sehr präsent und bestimmten teilweise weiterhin den Alltag In den Analysen der Gespräche zeigt sich, dass es Einschränkungen der Versorgung hinsichtlich Hilfsangeboten zum Substanzgebrauch gab. Auch eine Verschlechterung der allgemeinen medizinischen Versorgung sowie eine Verminderung des Kontaktes ins extramurale Setting wurden genannt. Daneben galten zudem strenge Isolationsregeln und Kontakteverbote im intramuralen Setting selbst. Durch fehlende Kontakte ins extra- als auch intramurale Setting war das Angebot an Substanzen während der Pandemie verringert und die Kosten dafür stiegen. Diese Gemengelage führte zu einem erhöhten Bedarf an psychischer Unterstützung bei substanzkonsumierenden Inhaftierten.
Diskussion und Schlussfolgerung
Insgesamt betrafen die aufgrund der Coronapandemie entstandenen Auswirkungen sowohl die Verfügbarkeit der Substanzen als auch die persönlichen Kontakte der Inhaftierten sowie die Hilfsangebote. Zudem wurde die gesamte Thematik rund um die Pandemie von einigen Inhaftierten als zusätzliche Belastung im Haftalltag empfunden. Es ist unklar, ob die aufgrund der Pandemie eingeschränkten Maßnahmen und Angebote wiederaufgenommen wurden.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen
Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, die die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.